Kein Berlin ohne Kultur –
Keine Kultur ohne Kultur Räume

Wir sind der Beirat des Bündnisses Kultur Räume Berlin. Wir haben uns für ein ehrenamtliches Engagement entschieden, weil wir dieses Bündnis aus Verwaltung, Freier Szene und gemeinwohlorientierter Immobilienwirtschaft für die Stadt als dringend notwendig und wegweisend ansehen. Unsere Unterstützung gilt dem Ziel des Bündnisses, durch koordinierte Aktivitäten und mit Hilfe des Bündnisses und der starken operativen Struktur Kulturraum Berlin GmbH spartenübergreifend ausreichend bezahlbare Arbeits-, Probe- und Produktionsräume für Künstler*innen der Freien Szene Berlins zu schaffen.

Das Arbeitsraumprogramm des Landes Berlin hat ein Umdenken signalisiert und erste Maßnahmen ermöglicht, um den weiteren Verlust geeigneter städtischer Liegenschaften oder privater Immobilien aufzuhalten und neue Räume zu akquirieren. Jetzt geht es um progressive neue Instrumente und aktive Handlungen, die helfen, nachhaltig, effizient und kostengünstig geeignete Räume für die Zukunft zu erschließen und zu sichern.

In diesem Sinne erwarten wir im Zuge der Bildung einer neuen Landesregierung nicht nur eine Fortschreibung und Mittelerhöhung des Programmes, sondern fordern insbesondere Ihre Unterstützung für folgende Bestandteile eines Koalitionsvertrages:

Kultur macht die internationale Anziehungskraft Berlins aus. Sie macht Berlin lebenswert und ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Künstler*innen brauchen verlässliche und bezahlbare Arbeits-, Probe- und Produktionsräume. Mit dem Arbeitsraumprogramm werden bis 2026 mindestens 4.000 Arbeitsräume mittel- bis langfristig gesichert und geschaffen. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollen Räume insbesondere in landeseigenen Liegenschaften (Bestand oder Ankauf) und Gewerbeflächen städtischer Wohnungsbaugesellschaften zur Verfügung gestellt werden. Die Kulturraum Berlin GmbH als operativ umsetzende Organisation für das Arbeitsraumprogramm wird künftig in städtebauliche Projekte und die Planung von Stadtentwicklungsquartieren von Anfang an strukturell eingebunden. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften werden beauftragt, mit der Kulturraum Berlin GmbH realistische Konzepte für Kulturräume in Bestands- und Neubauten zu entwickeln und umzusetzen. Die ressortübergreifende Zusammenarbeit, insbesondere der Bereiche Kultur mit Stadtentwicklung und Wirtschaft – auf Landes- und Bezirksebene – wird forciert. Die Unterstützung von Arbeits- und Produktionsorten im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe durch Beratung, Vermittlung von Hilfsprogrammen und Bürgschaften wird gestärkt und institutionalisiert.

Begründung

Kultur Räume strukturell als Bestandteil von Stadtplanung integrieren

Es ist nicht mehr umstritten, dass Kultur die internationale Strahlkraft Berlins ausmacht, maßgeblichen Anteil daran hat, das Leben in Berlin lebenswert zu machen und einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor darstellt. Aber ein Blick in die Planung der 16 neuen Stadtentwicklungsquartiere ebenso wie in die Planung der Schwerpunktprojekte der Stadt zeigt: Es fehlen noch die strukturellen Maßnahmen, damit künftig die notwendigen Arbeits- und Produktionsräume für Kultur von Anfang an angemessen mitgedacht und mitgeplant werden und dies nicht dem Zufall und der Initiative einzelner Menschen überlassen ist. Einzelne Leuchttürme für die Präsentation von Kunst werden nicht ausreichen, um angesichts der Verteuerung der Lebensverhältnisse eine Abwanderung von freischaffenden Kulturakteur*innen zu verhindern und die Attraktivität der Stadt aufs Spiel zu setzen. Die neue Koalition kann umsteuern und mit der Kulturraum Berlin GmbH bzw. dem Bündnis Kultur Räume Berlin eine Partnerin einbeziehen, die spartenübergreifende Expertise mit fortlaufender Bedarfsanalyse und passenden Nutzungskonzepten in bestehende und künftige städtebauliche Planungsvorhaben von Anfang an einbringen kann.

Wohnen mit Kultur

Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen: Berlin hat viele landeseigene Immobilien verkauft. Aber die Stadt hat starke Wohnbaugesellschaften mit einem ambitionierten Wohnungsbauprogramm und Belegungsschlüsseln für bezahlbare Mieten. In einem zeitgemäßen Verständnis und im Interesse einer diversen, nicht verrohenden Gesellschaft gehört die Kultur zur sozialen Infrastruktur, die von Anfang an mitgedacht werden soll. Das Haus der Statistik ist hier ein wegweisendes Modell. Berlin hat das Potenzial, weitere solcher beispielhaften Entwicklungen anzustoßen. Dank des Partners Kulturraum Berlin GmbH als Generalmieterin kann ein angemessener Anteil von Arbeits- und Proberäumen für Kulturschaffende in der Summe der Neu- und Umbauvorhaben, insbesondere in den Erdgeschossbereichen oder leerstehenden Gewerberäumen, geschaffen werden. Wir erwarten von der neuen Koalition in diesem Sinne für die ganze Stadt zu wirken und die Partner in einen kontinuierlichen Austausch zu bringen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Die gerühmte Vielfalt des Berliner Kulturlebens und seiner Orte ist in allen Sparten untrennbar mit der Eigeninitiative von Kulturschaffenden verbunden, die hohe private Risiken bei der Neugründung von Spielstätten und Probezentren eingingen. Die neue Koalition kann dafür sorgen, dass diese wertvollen Anstrengungen zur Selbsthilfe sich zukünftig erfolgreicher entwickeln, weil die Beschaffung von Fremdkapital, Anschubfinanzierungen oder der Erwerb von Immobilien bzw. Anteilen davon für Kulturschaffende erleichtert wird. Als notwendige Voraussetzungen schlagen wir Gespräche zur Vereinfachung der bisherigen Kreditvergaberichtlinien, Beratungen, die auf die jeweiligen Bedingungen der Antragsteller*innen abgestimmt sind, sowie Möglichkeiten, Erbpachtverträge flexibler zu gestalten, vor. Dies wollen wir zusammen mit der IBB, der Senatsverwaltung für Finanzen, der Senatsverwaltung für Kultur und der Kulturraum Berlin GmbH erreichen.

 

Der Beirat  des Bündnis Kultur Räume Berlin

Barbara Friedrich, Klaus Gendner, Eva Noack, Maria Vassilakou,
Connie Wagner

 

Hintergrundinformationen

Kultur Räume Berlin ist ein Bündnis aus der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, der Kulturraum Berlin GmbH, der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH, der Gesellschaft für StadtEntwicklung gemeinnützige GmbH, dem Atelierbüro im kulturwerk des bbk berlin und dem Bündnis Freie Szene e. V.

Gemeinsam setzen sie sich gegen die Verdrängung der freien Kunst- und Kulturszene ein, die aufgrund steigender Mieten und eines Mangels an verfügbaren Räumen Realität ist. Sie erreichen dies, indem sie geförderte Arbeits- und Produktionsräume schaffen, sichern und an professionell arbeitende Berliner Künstler*innen vergeben.

Im Rahmen des 1993 gegründeten Atelieranmietprogramms erfolgte erstmals die Bereitstellung und langfristige Sicherung von Atelierräumen in Form öffentlich geförderter Gewerbeflächen für professionelle bildende Künstler*innen. Seit 2016 wurden Atelierräume, Musikstudios, Probe- und Tanzräume sowie Projekträume über das Arbeitsraumprogramm (ARP) erschlossen und gesichert. Von 2016 bis 2018 setzte der Arbeitskreis Räume (AKR) der Freien Szene diese Aktivitäten erfolgreich fort.

2020 wurde Kultur Räume Berlin gegründet, um Arbeitsräume für die Freie Szene fortan in einem starken Netzwerk zu sichern. Ab 2021 setzt dieses Bündnis das Arbeitsraumprogramm der Senatsverwaltung für Kultur und Europa um und entwickelt es weiter. Als kooperativer Zusammenschluss von sechs Akteur*innen aus Verwaltung, Immobilienwirtschaft und Freier Szene soll das Arbeitsraumprogramm künftig passgenauer, flexibler und schneller umgesetzt werden.

Die Mission: Berlin braucht Kultur. Kultur braucht Raum. Wir sichern die Räume.

Erfolgreiche Instrumente zur Sicherung von Arbeitsräumen

  • Sicherung und Herrichtung von Landesliegenschaften aus dem SILB und SODA
  • Sicherung von privaten Standorten durch ein Generalmietermodell: Fortentwicklung des ARP (z.B. Angebot von leistbaren Arbeitsräumen zur Kostenmiete)
  • Betrieb von Standorten für kurz- und mittelfristige Nutzung durch die Kulturraum Berlin GmbH
  • (Begleitung) Entwicklung von Kulturstandorten durch die Kulturraum Berlin GmbH (Campus Esche, Alte Münze, TXL…)

Bedarfe

In Berlin leben zehntausende Künstler*innen, die der Freien Szene zuzuordnen sind. Der Bedarf an bezahlbaren Arbeitsräumen wird durch steigende Mieten und die Konkurrenz um Raum höher. Für die Legislaturperiode 2021-2026 ist die Sicherung und Nutzung von 4.000 statt bisher rund 2.000 Arbeitsräumen notwendig und mit entsprechender Mittelfortschreibung auch realistisch.